Mach mal was ungewohntes - Frischekur für deinen Alltag

Körperpflege, Einkaufen, Arbeiten, Hausputz, Sonntagsfrühstück - jeder von uns hat bestimmte Routinen in seinem / ihrem Leben integriert.

Wir geben unserem Alltag eine Struktur, einen Rahmen, machen ihn somit (wenigstens gefühlt) etwas vorhersehbarer und fühlen uns so sicherer - Routinen schenken uns Sicherheit und Geborgenheit.

Wie ein Urlaubs-Programm für unser Gehirn, das gerne an zu Erwartendes und an Gewohntem festhält

Sicherheit bedeutet nunmal auch Stress vermeiden, Entscheidungen vermeiden und Energie sparen - und überleben. Wo das vor tausenden von Jahren noch wirklich überlebenswichtig war, da setzt sich in unserem heutigen Alltag viel Bequemlichkeit fest. Neues schreckt uns erstmal ab und wir haben schon fast Angst davor, unser warmes Nest aus Routinen und Alltags-Ritualen zu verlassen für etwas, was wir nicht einschätzen können und somit unseren Gefühlen und Emotionen ausgeliefert sind. Dass wir womöglich neue, faszinierende und lehrreiche Erfahrungen machen könnten, das kommt uns da gar nicht erst in den Sinn.

Dabei ist ab und zu ein Ausbruch aus der Komfortzone ein echter Gewinn, eine kalte, erfrischende Dusche für unser gesamtes Sein

Ende 2021 fuhr ich für ein Wochenende nach Hamburg, um dort an einem Training teilzunehmen. An dem Samstag war ich etwas früh dran und hatte noch etwas mehr als eine Stunde Zeit. Anstatt im Hotel rumzusitzen oder durch den Regen zu latschen bis die Zeit rum war, entschied ich mich, mich in ein kleines, aber bereits volles Café zu setzen und dort alleine zu frühstücken.

Der Gedanke machte mir zwar irgendwie Angst, aber ich hatte keine Lust auf Regen und Langeweile und war neugierig, wie ich mich so alleine in einem Café sitzend fühlen würde. Ich betrat also das kleine Café in Altona und wurde der von der Kellnerin freundlich begrüßt und auch direkt gefragt, ob ich denn allein sei. Ich bekam den letzten freien Tisch zentral im kleinen Lokal - ein mini Zweier-Tisch. Vor mir, hinter mir, links und rechts - überall saßen bereits Leute und ich fühlte mich beobachtet. Hinsetzen, Handy rausholen - ich wusste nicht wohin ich schauen sollte, war nervös. Als die Speisekarte kam, nahm ich sie dankbar an - endlich Ablenkung.

Nervös an meinem frischgepressten O-Saft nippend wartete ich auf mein Frühstück und entschied mich, mein Handy wegzulegen. Ich war schließlich hier, um mich etwas zu challengen.

Ich schaute mich im Café um. Alle waren sich am unterhalten, manche waren in einer Gruppe hier, manche zu zweit - niemand beobachtete mich - das hatte ich nicht erwartet. Als mein Frühstück kam, fühlte ich mich schon deutlich wohler und konnte mein Gemüse-Omelette , ohne Ablenkung, ganz in diesem Moment mit mir selbst genießen. Es war das beste Omelette ever.

Ich wusste trotzdem nicht, wohin ich schauen sollte, aber ich entscheid mich dafür, das ganz bewusst auszuhalten und das unangenehme Gefühl ließ nach.

Als ich mein Frühstück beendet hatte, zahlte ich vorne an der Theke und verließ das Café - ganz stolz auf mich und irgendwie auch euphorisch. Ich fühlte mich seltsam verändert und mein gesamter Tag fühlte sich groß und bedeutungsvoll an - ich fühlte mich mir selbst ganz nah.

Als ich spater mit anderen Teilnehmerinnen des Trainings sprach und ihnen von meinem Erlebnis erzählte fragte ich sie auch: "Was geht in deinem Kopf vor, welche Gedanken hast du, wenn du jemanden alleine in einem Café sitzen siehst?" und die Antwort überraschte mich, denn sie war ganz und gar nicht geprägt von Verwunderung oder schrägen Blicken.

Stattdessen fielen Sätze wie:
"Wow, wie mutig." oder "Ich denke dann immer, wie cool, das diese Person sich das traut - das würde ich auch gerne."

Es tut unglaublich gut, aus der gewohnten Umgebung auszubrechen und etwas NEUES zu tun, sei es noch so klein oder unbedeutend für andere - das ist deine Komfortzone, du entscheidest wie du sie heute verlassen möchtest. Du selbst weißt, was NEU für dich bedeutet. Vielleicht alleine ins Kino gehen? In Urlaub fahren? Den Anruf bei der Freundin machen, die du schon ewig nicht gesprochen hast, obwohl sie eigentlich dran wäre dich anzurufen. Einen anderen Weg zur Arbeit nehmen. Das Rad nehmen anstatt das Auto. Fremde Menschen auf der Straße anlächeln. Kalt duschen vielleicht - was ist für dich ungewohnt?

Du wirst sehen, je öfter du Dinge tust, die neu für dich sind oder ungewohnt desto mehr möchtest du sie tun und desto weiter wird dein Horizont an Möglichkeiten. Du erkennst, wie groß dein eigenes Potenzial ist und was du alles schaffen kannst. Du lernst, dir selbst dann und wann einen kleinen Schubs zu geben, dein Denken wird sich ganz automatisch ändern und du wirst mutiger werden und das Vertrauen in dich selbst wird wachsen, immer weiter.

Was kannst du heute tun, das dich ein kleines bisschen herausfordernd kitzelt? Wobei fühlst du dich ein kleines bisschen unwohl, wenn du daran denkst - hast es aber noch nie wirklich ausprobiert?

Schreib mir gerne, was deine Gedanken dazu sind.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.

Liebe Grüße,
Anna

❍ 🜃 ꩜